Traumtänzer und Korinthenkacker

Journal de Tramelan

publié le mercredi 27 février 2019


Accueil > Presse/TV > Traumtänzer und Korinthenkacker

Lachen im Theater ist eine Kunst, die manch engstirniger Kleingeist infolge verbiesterter Phantasielosigkeit nicht beherrscht und die manchen Snob in Verlegenheit bringt.

Wenn die Truppe von « Boulevard Romand » mit dem kauzigen Pierre Aucaigne, 58, und dem ebenso schrägen Vincent Kohler, 53, auf der Bühne herumstolziert, macht sich die verstaubte Haltung der Anhänger des elitären Fundamentalismus bemerkbar.

Louis de Funès. Claude Magniers Bühnenstück « Oscar » und ein darauffolgender Kinofilm brachte Millionen Menschen zum Lachen. Sie waren berauscht vom Genie der Mimik und dem irrwitzigen Gebaren von Louis de Funès. Im deutschsprachigen Raum lief der Film von 1967 auch unter den Titeln « Louis, der Traumtänzer » oder « Oscar, der Korinthenkacker ». Regie führte Edouard Molinaro.
François Vorpe, Bestattungsunternehmer aus Tavannes, hat sich zum « Laienproduzenten mit Herz » des denkwürdigen Stücks entwickelt. « Oscar » wird im « Salle de la Marelle » im Rahmen des Vereins Arc Emotions aufgeführt. Der verbleibende Gewinn aus Erlös der Eintritte kommt Schülern aus Tramelan zu Gute, die damit ihr Skilager finanzieren. « Lachen ist eine Medizin, die von der Krankenkasse zurückerstattet werden sollte. In meiner dramatischen Kindheit lachte ich, um existieren zu können. »

Spuren. Es ist nicht einfach, dieses Kultstück zu inszenieren, ohne dabei auf den Spuren von Louis de Funès zu wandeln. « Ja, der Brocken Arbeit, der dieses Stück mit sich bringt, hat mich beängstigt. Es ist viel schwieriger, als man denken würde », so Aucaigne. Die Truppe hätte sich ein Beinausgerissen, um de Funès’ Spuren zu beseitigen. Und dank dem Regisseur, Antony Mettler, hätten sie es geschafft. « Auch für Kohler war es nicht einfach, in die Rolle zu schlüpfen, die einst Claude Rich innehatte, denn dieser war ein sehr schöner Mann. » Kohler kontert : « Ebenso wie in Louis de Funès’ Fussstapfen zu treten, der sehr lustig war. »

Barrieren. « Wir machen Schauspielerei, um uns zu amüsieren », erklärt Kohler. « Und um sich zu amüsieren, muss man viel arbeiten. Pierre und ich spielen seit zehn Jahren beim ‚Boulevard Romand’. » Er sehe es in dessen Blick, wenn er zu einem kleinen Solo ansetzt. « Dann halte ich inne und sehe ihm beim Spielen zu, werde zum Zuschauer. » Bei ihren Auftritten würden sie auch Momente zulassen, in denen es keine Hemmschwellen gäbe. « Und ohne Barrieren wird es aussergewöhnlich. »
Aucaigne und Kohler wurde der Humor in die Wiege gelegt. « Lachen kann man nicht lernen, man wird lustig geboren. Von Geburt an verursachtez geplant war. Schliesslich habe ich aus dem Witz einen Beruf gemacht und lebe davon. Es ist nicht schlecht vom Lachen leben zu können », so Aucaigne. « Lachen kann man an keiner Schule lernen », bestätigt auch Kohler. « Es ist eine angeborene Kunst ! »

Volksnah. Aucaigne habe immer mit der Truppe von « Boulevard Romand » für ein volksnahes Theater gekämpft. « Da sich die Ausrichtung vieler grosser Häuser geändert hat, werden unsere Engagements von Jahr zu Jahr weniger. Sie wollen uns nicht mehr. In Biel treten wir nicht mehr auf. Warum wissen wir nicht, wir erhalten keine Antworten. » Kohler bedauert, dass Erfolg für diese theatralische Elite oft eine Folge von Mittelmässigkeit sei. « Kultur ist heute ein Statussymbol. Früher war sie dem Volk näher. » Ein chinesisches Sprichwort bringt es auf den Punkt : eine Hütte, in der man lacht, ist besser als ein Palast, in dem man weint.

VON THIERRY LUTERBACHER

A NOTER